
Oft, so Holzberg, richten wir unseren Blick in Beziehungen stärker auf das, was fehlt, als auf das, was bereits da ist. Unsere Erwartungen orientieren sich nicht selten an hohen, annähernd platonischen Idealen. Dabei übersehen wir leicht die „kleine Liebe“ im Alltag.
Diese zeigt sich nicht in spektakulären Gesten oder romantischen Inszenierungen, sondern in den einfachen Momenten: wenn am Morgen eine Tasse Tee für die Partnerin bereitsteht, wenn die Lieblingsspeise gekocht wird oder wenn eine zärtliche Berührung Nähe schenkt. Gerade in solchen scheinbar banalen Aktionen lebt die Zuneigung, die eine Beziehung trägt. Holzbergs Botschaft: Die große Liebe kann nur bestehen, wenn sie von den vielen kleinen Liebesgesten gegeben wird.
Wir sind Carmen & Marcelo Silveira Bubniak, seit zwölf Jahren verheiratet und Eltern von drei wunderbaren Kindern. Kennengelernt haben wir uns bei unserer Arbeit im Seraphischen Liebeswerk der Kapuziner in Tirol.
Durch Marcelos Tätigkeit beim EFZ wurden wir immer wieder darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, Paaren die Bedeutung des Lebens zu zweit näherzubringen. Der Ehevorbereitungstag ist für viele Paare zunächst eine Pflicht vor der Hochzeit, wird im Nachhinein aber in den meisten Fällen als Freude erlebt - als ein Tag, den man sich ganz bewusst füreinander schenkt.
Doch genau darin liegt die Chance: innezuhalten, sich bewusst Zeit zu nehmen und sich auf das Wesentliche zu besinnen. Auch wir haben damals erfahren, wie hilfreich dieser Tag für die Reflexion über Themen wie Sakramentalität, Sexualität und Kommunikation, neben vielem Anderen, für unsere eigene Ehe war.
Im Alltag mit drei Kindern ist es nicht immer leicht, sich als Paar im Auge zu behalten. Aber gerade deswegen sind es die kleinen Dinge, ein gemeinsamer Kaffee, ein Spieleabend zu zweit, eine zärtliche Geste, die die Liebe lebendig halten. Diese Erfahrungen nehmen wir mit in unsere Beziehungstage: Die kleinen Zeichen der Liebe sind es, die eine Partnerschaft langfristig tragen können.
In unseren Seminaren möchten wir die Paare ermutigen, einander ganzheitlich zu sehen. Jeder bringt seinen „Rucksack“ mit in die Ehe: Herkunft, Erfahrungen, Glaube, Stärken und Schwächen. Der Austausch zu zweit, aber auch das Gespräch in der Gruppe, eröffnen neue Perspektiven und zeigen, dass viele Herausforderungen geteilt werden. Wenn es die Rahmenbedingungen erlauben, arbeiten wir mit den Paaren gerne in der Natur - für uns ein Sinnbild des Lebens in all seinen Farben.
Unser Rat an Paare die heiraten wollen: Macht euch bewusst, dass Stürme kommen werden und dass nach jedem noch so langen Regen, die Sonne irgendwann wieder scheint. Wenn ihr euch schon vorher darüber Gedanken macht, wohin euer gemeinsamer Weg führen soll, könnt ihr Krisen besser meistern. Nach jedem Sturm folgen auch wieder ruhigere und friedlichere Zeiten und der Glaube kann die Kraft schenken weiterzugehen.
So wird die große Liebe nicht durch große Gesten getragen, sondern durch die vielen kleinen Liebeszeichen, die Tag für Tag Vertrauen und Nähe wachsen lassen.
Carmen & Marcelo Silveira-Bubniak
Referentenpaar für Ehevorbereitung im Ehe- und Familienzentrum