
Als Psychologin aber arbeite ich immer wieder gerne mit der Symbolik der Schnecke.
Wenn Paare sich vorwerfen, dass sich einer während einer Diskussion zurückzieht und nicht mehr erreichbar ist. Dann zeige ich ihnen ein Schneckenhaus und erarbeite in diesem Symbol das Gefühl hinter diesem Rückzug.
Mit einer Klientin, die in einem Mental Load steckt und das Gefühl hat, nur mehr zu rennen, ohne voran zu kommen, arbeite ich mit dem Bild des Schnecken-Tempos. Diese Tiere bewegen sich in einer Langsamkeit und erreichen dennoch ihr Ziel. Ich bat die Klientin sich in diese Tempo zu fühlen, zu spüren, was es mit ihr macht. Sie meinte dann „Ich habe das Gefühl, dass ich im Tempo der Schnecke viel schneller vorankomme.“
Als ich mit einem Jugendlichen gearbeitet habe, der in der Schule vor großen Herausforderungen gestanden ist, habe ich ihm eine meiner morgendlichen Beobachtungen geschildert. Eine Weinbergschnecke, die trotz des Gewichts ihres Hauses an der Seite meines Hochbeetes hochgekrochen ist, weil sie offensichtlich unbedingt meinen Salat essen wollte. Einer dieser unerfreulichen Anblicke als Gärtnerin. Als Psychologin aber eben ein wunderbares Bild für den Jugendlichen. Eben zu erkennen, dass er erreichen kann, was er möchte, auch wenn die Last schwer zu sein scheint, wenn er sich auch vom Gewicht nicht abhalten lässt.
Schnecken sind langsam unterwegs. In ihrem Tempo ist es möglich, die Welt zu betrachten. Sie eilt nicht an uns vorbei. Und leben heißt, unterwegs zu sein. Nicht möglichst schnell anzukommen.
Veronika Burtscher-Kiene