
Dann beginnen wir, den Koffer einzuräumen. Denn wir sind davon überzeugt, dass wir das alles für die Zeit des Urlaubs brauchen. Der Koffer wird voller und voller. Schon zur Hälfte erkennen wir, dass das wohl knapp werden wird. Doch zunächst überwiegt der Optimismus. Denn – das ist klar – wenn sich jemand auf den Koffer draufsetzt, dann werden wir ihn schon schließen können. Dann die Erkenntnis: Der Koffer ist zu voll. Er quillt über. Wir haben zu viel eingepackt.
Also müssen wir uns dranmachen, den Inhalt zu hinterfragen. Was „passiert“, wenn wir dies oder das jetzt nicht mitnehmen? Dieser Prozess ist der Arbeit in der Therapie nicht unähnlich. Denn wir erkennen, dass manches, das wir für unverzichtbar gehalten haben, vielleicht gar nicht so wichtig ist. Während andere Dinge, die wir zunächst nur nebenbei in den Koffer gelegt haben, sich als sehr wertvoll erweisen.
Auch unsere Psyche ist ein solcher Koffer. In ihr legen sich viele Dinge ab: Gedanken, Ängste, Sorgen, Pläne, traurige und freudvolle Ereignisse, Glücksmomente. Manchmal aber ist auch sie übervoll und wird schwer. Die betroffenen Menschen sind erschöpft und erkennen, dass sie ihre Psyche ausmisten müssen.
Ähnlich wie schon Silbermond in ihrem Lied singen „Und eines Tages fällt dir auf, dass du 99% davon nich′ brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg. Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.“
Veronika Burtscher-Kiene