
Mal wirken sie schwerer. Mal leichter. Aber sie werden nicht vom Kind getragen. Ich frage mich nach der Motivation der Eltern und komme nicht umhin, an Eltern aus meiner Beratungsarbeit zu denken. Wenn sie mir ihre Sorgen schildern, dass sie ihre Kinder nicht mit gewissen Themen konfrontieren möchten. Mit Krankheit, Tod, Trennung, Leid. Themen, die für Kinder eine Belastung sein können. Sie möchten sie schonen und vor Schmerz bewahren. "Sie werden noch früh genug mit dem wahren Leben konfrontiert." Eine Aussage, die den Eltern als Entscheidungsträgerin hilft.
Diese Eltern handeln aus Liebe zu ihrem Kind. Aus dem Impuls, den alle Eltern haben: ihre Kinder beschützen zu wollen.
In der Arbeit versuche ich dann mit ihnen zu erarbeiten, worin der wahre Schutz für unsere Kinder liegt. Besteht er wirklich darin, sie vor allem Schmerz zu bewahren? "Kinder werden als Riesen geboren", singt Reinhard Mey. Und es ist an uns Eltern, diese Kraft der Kinder zu erhalten. Wir können und sollen sie nicht vor Schmerz bewahren. Aber wir können ihnen Ressourcen beibringen, mit ihm umzugehen. Wir können ihnen der sichere Hafen sein, in den sie zurückkehren können, wenn die Welt sie überwältigt. Wir können ihnen unsere Hand reichen, die Kinder aber nicht festhalten. Wir können ihnen zuhören und mit ihnen einen Weg finden. Aber wir dürfen diesen Weg nicht vorgeben.
Wenn wir Kindern nicht zumuten, auch mit Widrigkeiten des Lebens umzugehen, werden sie eines Tages davon ungeschützt überwältigt werden. Wenn wir ihnen aber unser Vertrauen in ihre Fähigkeiten schenken, dann lernen sie, sich selber zu vertrauen.
Veronika Burtscher-Kiene