
Jede ist individuell und einzigartig und dennoch gibt es ein Thema, mit dem alle Erwachsenen konfrontiert sind: Als Paar gehen sie getrennte Wege, jedoch als Eltern soll ein ganz neuer Weg navigiert werden, nicht der Polarstern zeigt den Weg, sondern das Wohl der gemeinsamen Kinder. Nichts Neues und doch steht jedes Paar mit Kindern immer am selben Kreuzungspunkt und weiß oftmals nicht, welche gemeinsame Richtung sie als Eltern einschlagen sollen, wo doch tief im Inneren noch viele Signale auf „Angriff“ oder „Flucht“ geschaltet sind.
Parallel zum Gruppenprozess mit den Kindern, laden wir zu drei bis vier Elterngesprächen ein und holen Mütter und Väter dort ab, wo sie als Eltern im Moment stehen.
Manch Rucksack ist prall gefüllt:
• Verlust- und Verletzungsgefühle: Trennung schmerzt.
• Identitätswechsel: Eltern müssen sich in ihrer neuen Rolle
erst finden - Identitätskonflikte entstehen.
• Angst um das Kindeswohl: Sorge, dem Kind nicht gerecht zu werden.
• Kommunikationshindernisse: Rituale, Vertrauen und
klare Kommunikationswege fehlen.
• Ungelöste Konflikte: Vorwürfe, alte Verletzungen bleiben bestehen.
• Ungleiche Belastung: Eine Seite übernimmt oft mehr Verantwortung,
was zu Frustration, Resignation oder Groll führt.
• Stress und Ressourcenknappheit: Zeitdruck, Arbeitsstress,
finanzielle Sorgen – Mental Load oder Erschöpfung können
die Kooperationsfähigkeit senken.
• Respekt- und Vertrauensfragen: Bereitschaft, dem anderen Elternteil
zuzuhören und zu vertrauen, ist oft wenig vorhanden.
• Unterschiedliche Erziehungsmodelle: Divergierende Erwartungen
an Disziplin, Schule, Freizeit.
• Zukunftsunsicherheit: Unsicherheit, wie das gemeinsame Elternsein
langfristig funktionieren soll (Wohnort, Besuchsregelungen,
neue Partner:innen).
Was passiert mit diesem Rucksack bei der Gigagampfa®Elternarbeit?
Er wird ausgepackt und sortiert:
Sichtbar machen: Welche Aufgaben haben die Eltern? Ich als Mutter, ich als Vater. Hier geht es zuerst darum zu sensibilisieren. Die gemeinsamen Kinder in ihrer aktuellen Welt wahr zu nehmen. Wann werden die Eltern gebraucht? Jeder Elternteil bleibt bei sich.
Struktur statt Störung: Definierte Rituale und Absprachen sind angepasst an die Lebensrealität beider Haushalte. Kinder benötigen Sicherheit, damit Geborgenheit entstehen kann.
Kommunikation neu denken: Eltern müssen keine emotionale Nähe leben, wichtig ist ein achtsames Miteinander und ein sachlicher Informationsaustausch. Somit kann ein emotionales Gleichgewicht zwischen den Eltern besser erreicht werden.
Es ist unrealistisch zu sagen, alle drei Schritte werden regelmäßig in der Elternarbeit bei Gigagampfa® umgesetzt. Wenn der Sensibilisierungsprozess möglich ist, kann dies schon viele Türen öffnen.
Wenn es um die Belange der gemeinsamen Kinder geht braucht es einen Perspektivenwechsel, es ist rein der Blick durch die Mutter- bzw. Vaterbrille gefragt. Bei Gigagampfa® kann die kindliche Perspektive genutzt werden: „Was macht genau dieses Verhalten von euch als Eltern mit mir als Kind?“ Gigagampfa®Gruppenleiter:innen sind nicht neutral in den Elterngesprächen. Sie bringen unermüdlich die kindliche Perspektive mit ins Gespräch ein – in einer wertschätzenden Grundhaltung den Eltern gegenüber, jedoch klar, deutlich und nachvollziehbar. Die Eltern werden auch eingeladen, die aktuelle Situation selbst aus der Sicht der Kinder zu betrachten. Parallel achtet die Gruppenleiterin bei jedem Gespräch darauf, dass jeder Elternteil einen individuellen Raum für sich bekommt.
Entlastend kann auch der Hinweis für getrennt lebende Eltern sein, dass Veränderungsprozesse typischerweise schrittweise verlaufen und nicht auf Knopfdruck passieren.
Martina Höber