
Im Leben bekommen wir immer wieder Einladungen. Manchen sagen wir sofort zu. Andere legen wir auf die Seite und lassen sie eine Weile wirken – sind uns unsicher, ob wir zusagen oder ablehnen wollen.
Gefühle zuzulassen, sich mit ihnen zu beschäftigen, sie echt erleben zu können, ist eine dieser Einladungen, die meist ein paar Tage oder länger liegen bleiben. Denn für viele Menschen hat das Fühlen etwas Gefährliches. Als ob sie ohne Sicherungsnetz balancieren müssen.
„Wie fühlt es sich an?“ Eine Frage, die ich mir selbst, aber auch meinen Klient:innen immer wieder stelle. Eine Einladung, tief in sich zu spüren. Nicht nachzudenken, sondern in das Gefühl zu gehen. Nicht immer kann diese Einladung in den Sitzungen angenommen werden. Die Menschen wandern in den Kopf, versuchen zu erklären, zu begründen, verlieren sich in Argumentationen.
„Ich komme hier nicht tiefer hinunter. Irgendetwas blockiert mich. Ich kann nicht beschreiben, was ich nun fühle.“ Diese Aussage eines Klienten in einer unserer Sitzungen zeigt den Kern unserer Arbeit deutlich auf: Den Versuch, zu seinem Gefühl zu gelangen. Wir haben schließlich den Weg über die körperliche Resonanz genommen, denn diesen konnte er als ersten Schritt gehen – konnte Worte dafür finden.
Die Einladung des Lebens ‚zu fühlen‘ anzunehmen ist ein herausfordernder Weg, der viel Mut erfordert. Es bedeutet, sich selbst wirklich zuzuhören, sich nicht mit dem Verstand oder der Vernunft zu überlagen. Oft denken wir zu viel und verdrängen das Gefühl.
Doch Leben heißt Fühlen.
Veronika Burtscher-Kiene