
Manchmal unterbrochen vom Plätschern des Wassers, vom Zwitschern der Vögel oder von einem Rascheln in den Blättern.
Wir lesen von der Macht der Stille. Der Kraft der Stille. Sie wird oft als Geschenk beschrieben, im Kontrast zum lauten und hektischen Alltag. Die Stille schenkt uns die Möglichkeit der Ruhe. Manchmal suchen wir sie bewusst. Manchmal umgibt sie uns unfreiwillig.
Stille hat viele Melodien. Sie kann angenehm und behütend sein. Sie kann Ruhe schenken und uns tragen. Aber sie kann auch laut und bedrohlich sein. Laut in uns. Laut in zwischenmenschlichen Beziehungen. Laut im Außen.
„Wissen Sie. Ich habe in der Annahme gelebt, dass meine Frau ein lauter Mensch ist. Wenn ich zur Wohnungstür reingekommen bin, hat sie gleich etwas gesagt, erzählt und Fragen gestellt. Sie war sofort präsent. Doch jetzt? Jetzt ist es noch viel lauter. Diese laute Stille, die mich empfängt, wenn ich die Türe aufschließe, ist kaum zu ertragen. Sie schreit in meinem Ohr und in meinem Herzen.“
Diese Worte schenkte mir ein Klient, dessen Frau überraschend verstorben ist. Diese neue Lautstärke, diese laute Stille, die durch ihren Tod in seinem Leben Einzug gehalten hat, färbt seinen Alltag in einer neuen Tonalität. Eine, die er sich nicht gewünscht, nicht freiwillig gewählt hat. Doch nun muss er lernen, mit den neuen Tönen in seinem Leben umzugehen. Die Stille auszuhalten und ihr zuzuhören.
Denn wie auch immer Stille sich anhört, wenn wir ihr lauschen, dann zeigt sie uns die Melodie des Moments. Sie ist niemals leer, sondern voller Antworten.
Veronika Burtscher-Kiene