Monika und Albert Feldkircher (beide 76) liegen zusammen auf der Couch und lauschen einem Hörbuch. „Das machen wir öfters nach dem Mittagessen.“
Das Ehepaar, das seit 55 Jahren verheiratet ist, pflegt gewisse Rituale. „Gleich nach dem Frühstück machen wir immer ein Spiel. „Wir vergnügen uns bei einem Brettspiel oder spielen Karten.“ Dem Rentnerpaar ist bewusst, dass gemeinsame Aktivitäten einer Beziehung guttun. Auch Rad fahren gehen die beiden gerne zusammen. Und bis vor sechs Jahren ritten sie auf ihren Pferden gemeinsam aus. „Wichtig ist, dass Paare darauf schauen, zwei Drittel der Unternehmungen miteinander zu machen und ein Drittel allein.“ Diesen Grundsatz vermittelten die Feldkirchers, die beide eine Ausbildung zum Familien- und Gruppenarbeiter sowie zum Kommunikationstrainer absolviert haben, auch in ihren Eheseminaren.
Beim Frühlingsfest kennengelernt
Gemeinsam gaben Monika und Albert mehr als 20 Jahre lang (von 1994 bis 2018) Paaren „Unterricht“ in Sachen Ehe und Beziehung. „Manchmal haben wir positive Rückmeldungen bekommen. Einige schrieben uns, dass sie es schön finden, dass wir als langjähriges Paar noch so liebe- und respektvoll miteinander umgehen.“ Die Feldkirchers waren als Berater authentisch, lebten den Paaren vor, was sie ihnen in den Seminaren vermittelten. „Albert ist die Liebe meines Lebens“, sagt Monika und schaut ihren Gefährten innig an. Dieser erinnert sich mit feucht-glänzenden Augen an den Beginn ihrer großen Liebe. „Wir waren 17, als wir uns beim Frühlingsfest in Bregenz kennenlernten. Monika faszinierte mich. Sie hatte etwas Geheimnisvolles an sich.“ Auch Monika verliebte sich gleich in ihn. „Albert hat mir irre gut gefallen.“ Doch diesen zog es in die Welt hinaus. „Ich war jung und wollte mich noch nicht binden.“ Ein halbes Jahr war er auf Achse. „Dann wurde mir bewusst, dass ich Monika liebe. Ich ging zu ihr zurück.“ Auch Monika sehnte sich nach ihm. „Ich bin jeden Tag in die Gebhardskirche gegangen und bat Gott, mir Albert zurückzubringen.“
Nicht immer schien die Sonne
Sie waren 21, als sie vor dem Altar den Bund fürs Leben schlossen. Monika schenkte Albert zwei Söhne. Durch die gemeinsamen Kinder verband sie jetzt noch mehr. Das Paar verlor sich aber nicht in der Elternschaft. „Wir konzentrierten uns nicht nur auf die Kinder, sondern schauten darauf, dass wir auch als Paar Zeit miteinander verbringen.
Diese Paar-Zeit war uns wichtig. Wir wollten unsere Liebe erhalten.“ Zuerst kommt das Paar und dann die Kinder – auch diese Richtlinie gaben die Feldkirchers in ihren Seminaren weiter. „Ich habe mich nie als das fünfte Rad am Wagen gefühlt“, sagt Albert und blickt seine Frau voller Anerkennung an. Die wird plötzlich sehr nachdenklich. Sie muss an die Beziehungskrise vor zehn Jahren denken. Auch in ihrer Ehe schien nicht immer die Sonne: „Wir haben die Krise gemeistert, weil unsere Liebe ein festes Fundament hat und wir psychologische Hilfe in Anspruch nahmen“, sagt sie dann freimütig in den Raum hinein. Danach entdeckte sich das Paar neu. „Wir haben neue Sachen ausprobiert, einen Tanzkurs besucht und sind mit einem Wohnmobil auf Reisen gegangen.“ Monika und Albert sind dankbar, dass es in ihrer 55-jährigen Ehe mehr Höhen als Tiefen gab und sie einander immer noch die wichtigsten Menschen sind.
Quelle: VN Alexandra Serra